Die Plattform «Almanaque del Futuro», die motivierende Aufbruchserfahrungen aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern sammelt, hat mich zum Thema «Die Welt nach Covid-19 – zurück zu alten Gewohnheiten?» interviewt.
In den zwei Wochen nach der Veröffentlichung der spanischen Version hatte ich verschiedene Diskussionen zum Thema. Unter anderem ging es um die Frage, warum ich mich wiederholt gegen Pflichtmassnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus ausgesprochen hatte, aber in diesem Video die Regierungen dazu aufrufe, strikte Gesetze einzuführen, um den ökologischen Fussabdruck zu verringern.
Erstens: Daran dass wir dabei sind, durch unseren Lebensstil den Planeten systematisch zu zerstören, besteht nicht der geringste Zweifel. Wir wissen es und hören doch nicht auf, in der Welt herumzufliegen, Plastiksäcke zu benutzen und Heizöl zu verpuffen – ich schliesse mich mit ein. Doch wenn es schlicht und einfach keine Plastiksäcke mehr gibt, weil sie verboten werden: Zack, Problem gelöst. Wenn jeder und jedem pro Jahr ein maximales Kontingent an Flugmeilen und Autokilometern zur Verfügung steht, ohne wenn und aber, ohne Ausnahmen und Sonderbewilligungen: Zack, CO2-Emissionen gesenkt. Ja, ich bin bereit, ein Stück individuelle Freiheit zu opfern, wenn ich weiss, dass alle das gleiche tun (müssen) und es deshalb auch etwas bewirkt. Im Zusammenhang mit Covid-19 bin ich dazu nicht mit der selben Bedingungslosigkeit bereit, weil ich weder von der Angemessenheit und Wirksamkeit der fast weltweit getroffenen (und leider meist nicht an die entsprechende Realität angepassten) Massnahmen überzeugt bin noch davon, dass es sich hier um eine Art Killervirus handelt, der rechtfertigt, dass weltweit Millionen von Menschen der Arbeitslosigkeit und dem Hunger ausgeliefert werden, um seine Ausbreitung zu stoppen. Nein, Menschenleben sind mir nicht egal – eben nicht. Doch wie ich seit drei Monaten mantramässig wiederhole: Die Auswirkungen der durch die strikten Massnahmen entstandenen «Kollateralschäden» sind in den meisten Ländern viel, viel drastischer als die Gefahr, die vom Virus an sich ausgeht – siehe Blogbeiträge vom 12. April, 24. Mai und 16. Juni. Warum in aller Welt hätte man nicht verordnen können, dass die Risikogruppen sich angemessen schützen, sprich zu Hause bleiben, von mir aus inklusive ihrer Familienangehörigen? Warum musste man die gesamte Gesellschaft lahmlegen? Ich bin als ignorant, als daneben und als Verschwörungstheoretikerin bezeichnet worden, und doch bleibe ich dabei: Vielen Regierungen kam der Coronavirus mehr als gelegen, um die staatlichen Kontrollmechanismen und die Kompetenzen der Sicherheitskräfte auszubauen. Es gab erstaunlich wenig Widerstand, denn die Leute haben Angst. Es geht sogar so weit, dass man für kritische Äusserungen wie diese angegriffen und beleidigt wird, an eine sachliche Debatte ist nicht mehr zu denken. Darüber wollte ich eigentlich schon länger einen Beitrag schreiben, doch ich warte noch ab, denn nach diesem Text werde ich mir sich sicher noch einige schöne Kommentare einfangen.
Zweitens: Wenn ich restriktive Regeln für den Umweltschutz fordere, beziehe ich mich dabei natürlich nicht nur auf die Einschränkung von «Bürger_innenrechten» wie die komplette und unverantwortliche Reisefreiheit oder den Verschleiss von Ressourcen. Nein, noch viel wichtiger ist eine radikale Gesetzgebung für Konzerne, Unternehmen, Firmen, Banken und Konsorten. Denn die wirklich gravierenden Umweltschäden entstehen durch die Industrie. An dieser Stelle ein Werbefenster für die Konzernverantwortungsinitiative, die voraussichtlich im November an die Urne kommt: Jede/r, der die Möglichkeit hat, an dieser Abstimmung teilzunehmen und es nicht tut oder dagegen stimmt, kann sich bitte gleich von meinem Blog abmelden. Wobei, wartet noch ein bisschen, denn ich werde euch in den nächsten Monaten mit Material zu diesem Thema bombardieren …
Also, hier nun endlich das Interview, ich freue mich sehr über sachliche und konstruktive Kommentare oberhalb der Gürtellinie! 🙂