Rechthaberisch, ignorant und in die Esoterik abgedriftet

Auf Grund von diversen Auseinandersetzungen, die ich in den letzten Monaten mitbekommen oder selbst erlebt habe, habe ich wieder einmal eine Kolumne zum leidgen Impfthema geschrieben, die ich hier gerne mit euch teile. Nach der Veröffentlichung letzten Samstag habe ich postwendend Mails bekommen, die das Geschriebene gleich noch einmal bestätigt haben. Unter anderem von einer Schweizer Schriftstellerin, die mir an den Kopf warf, ich sei «dogmatisch, uneinsichtig und rechthaberisch» und würde «gegen die Covid-Impfung polemisieren». Was ich ja in meiner Kolumne explizit nicht tue. Ausserdem fordert sie mich dazu auf, «nicht länger fanatisierten und gefährlichen Leuten wie Christoph Pfluger hinterher zu plappern».

Ganz ehrlich: Das finde ich noch anmassender als die Behauptung, ich sei eine ignorante Esoterikerin. Alle, die mich persönlich kennen, wissen: Ich habe nie jemandem hinterher geplappert. Wäre ja auch hochgradig bekloppt, sich bei einem so heiklen Thema aus dem Fenster zu lehnen, wenn man sich nicht vorher genau überlegt hätte, was man sagt und warum. Also, auch wenn es eigentlich unnötig sein sollte das zu sagen: Alles, was ich schreibe, meine ich auch so. Egal ob es um Konzernverantwortung, die Wahlen in Bolivien oder Covid geht. Zu allen Themen hatte ich heftige Diskussionen, und das ist völlig in Ordnung. Hier also der Text des Anstosses, Kritik ist herzlich willkommen, so lange sie sich auf Inhalte bezieht und nicht ausfällig wird.


Von Esoterikern und blinden Schafen
Kolumne vom 27. November

Die Debatte rund um die Covid-Massnahmen wird immer aufgebrachter und aggressiver. Beim Stichwort «Impfung» schrillen die Alarmglocken so laut, dass man einander nicht mehr zuhört, und oft wird in Sekundenschnelle verurteilt und diskreditiert. Dabei könnte alles so einfach sein.

© Pixabay

Vor ein ein paar Wochen habe ich auf Facebook eine Karikatur gepostet, welches Alain Berset mit einer Impfspritze in der Hand auf einer 50-Franken-Note abgebildet zeigt. Eine Reaktion auf seinen Vorschlag, Gutscheine an Leute zu verteilen, die andere vom Impfen überzeugen. Eine Massnahme, die ich als unangebracht betrachte – vor allem auch, weil sie die Entzweiung von Freundschaften, Familien oder Ehen befeuern dürfte, die sowieso schon bedauerliche Realität ist.

Habe ich mit dem Teilen dieses Memes behauptet, dass ich von einer Impfung abrate? Dass ich alle Menschen, die sich impfen lassen, für Verirrte und Verwirrte halte? Nein. Genau dies wurde mir aber von einer Politikerin vorgeworfen, die ich flüchtig kenne und die mich inzwischen auf Facebook gelöscht hat. Es sei verantwortungslos, dass ich mich als Influencerin – danke dafür! – öffentlich gegen das Impfen aussprechen würde, schrieb sie. Das habe ich jedoch nie getan. Ich halte es für wünschenswert, dass sich alle impfen lassen können, die das möchten. Dass dies auf Grund der ungerechten weltweiten Verteilung der Impfstoffe nicht der Fall ist, ist ein anderes Thema.

Weiter hiess es in der E-Mail, bei den Massnahmen des Bundesrates könne keine Rede von Impfzwang sein. Es gehe lediglich darum, die Nicht-Impfwilligen aufzuklären. Soll das heissen, dass alle, die sich nicht impfen lassen möchten, dumm oder ignorant sind? Die Sachlange einfach noch nicht begriffen haben oder aus Prinzip auf stur schalten? Solche Aussagen erwecken den Eindruck, dass viele gar nicht in Betracht ziehen, dass es auch sinnvolle und zu respektierende Gründe gegen eine Impfung geben kann.

Das Problem, meinte besagte Politikerin weiter, sei die mangelnde Information der Leute. Diejenigen, die sich gegen eine Impfung entschieden, würden dies auf Grund von Esoterik und Fake News tun – die Impfbefürworterinnen und -befürworter jedoch auf Grund von wissenschaftlichen Fakten. Diese Haltung – die leider viele teilen – finde ich anmassend und überheblich. Genauso wie die Einstellung von Impfgegnerinnen und Impfgegnern, die überzeugt sind, dass sie die einzigen Erleuchteten sind. Die einzigen, die nicht wie blinde Schafe einem Hirten hinterher rennen.

Dass ich mich nicht impfen lassen möchte, ist nichts Neues und hat nichts mit Covid zu tun. Ich habe mich schon vor fünfzehn Jahren mit einer Ärztin gestritten, die mir um jeden Preis eine Impfung gegen Röteln aufschwatzen wollte. Insgesamt greife ich nur selten auf schulmedizinische Mittel zurück. Medikamente nehme ich nur im Notfall, und bevor ich einen Arzt aufsuche, probiere ich, mich mit Hausmitteln, Globuli oder Heilpflanzen zu kurieren. Macht mich dies zur abgedrifteten Esoterikern oder zur Ignorantin, die ihre Entscheidungen auf Grund von Fake News trifft? Oder habe ich das Recht, selbst zu entscheiden, welche Substanzen ich einnehme? Ich würde meinen: durchaus. Vor allem wenn ich nicht versuche, andere davon zu überzeugen, dass dies das einzig Richtige ist.

Mein Freund hat sich nicht nur impfen lassen, sondern hat sich letztes Jahr sogar als Freiwilliger für die Testphase von Sinopharm zur Verfügung gestellt. Wir haben also vollkommen gegenteilige Meinungen, was dieses Thema betrifft. Hat dies unsere Beziehung in irgend einer Weise negativ beeinflusst? Haben wir uns gestritten, weil jeder den anderen überzeugen wollte, seine Einstellung zu ändern? Hat einer von uns das Gefühl, der andere sei verblendet und habe die Sachlage einfach noch nicht begriffen? Nein. Wir haben insgesamt etwa fünf Minuten lang über das Thema gesprochen. Und das einzige, was wir uns zu sagen hatten, war: «Ich respektiere deine Entscheidung, und ich unterstütze dich darin.» Ernsthaft, Leute, das kann doch nicht so schwer sein.

4 Kommentare

  1. Liebe Nicole

    Ehrlich gesagt verstehe ich auch Jede/Jeden nicht, der/die sich nicht impfen lässt. Wurde nicht dadurch Polio und andere grässliche Krankheiten ausgerottet?
    Für mich ist es ein Schutz für mich und ein Akt der Solidarität gegenüber meinen Mitmenschen.
    Konsequenterweise sollten sich dann Erkrankte auch nicht intensivmedizinisch behandeln lassen; denn sie halten dadurch Ressourcen; v.a. das Personal, besetzt, welche u.U. anderweitig benutzt würden.

    Freundlich grüsst dich
    Esther.

    Last but not least: Schön, dass du wieder einen Freund hast.

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    • Liebe Esther, vielen Dank. Ich finde schon dass es einen Unterschied gibt zwischen den jahrzehntelang erprobten Impfungen und der neuen Technologie, die nun angewandt wird. Gerade deshalb sollte man meiner Meinung nach man frei entscheiden können, was man seinem Körper zutraut … Darum ging mein Aufruf eher in Richtung Toleranz, denn das mit der Solidarität müsste man genauer analysieren – Wie wirksam sind die «Impfstoffe» wirklich? Wie wirksam sind Masken? Wie sicher ist ein Covid-Zertifikat, das ein Jahr lang gilt, stellen wir damit etwa den Schutz unserer Mitmenschen sicher? Liebe Grüsse, Nicole

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      • Liebe Nicole

        Ich weiss es auch nicht. Nur, was ich weiss ist, dass es mir als Homeoffice-Workerin und Care-Arbeiterin in dieser Pandemie immer schlechter geht.
        Und die Kolumne für den Zeitpkt. habe ich auch noch nicht geschrieben.

        Es grüsst dich ausgelaugt
        Esther.

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      • Liebe Esther, dieses Gefühl ist eine der vielen bedauerlichen «Nebenwirkungen» der Pandemie. Insgesamt leidet unsere Gesundheit viel umfassender als «nur» durch den Virus 😦 Gerade deshalb wäre es so wichtig, sich nicht auch noch mit Freunden und Familie zu entzweien… Das mit der Kolumne hat keine Eile! Ich wünsche dir viel Kraft und herzliche Grüsse aus Peru …

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